Donnerstag, 1. August 2013

Tag 73

Freitag, 21.06.2013


Strecke: Tana bru (ca. 20 km nördlich) - Tana bru - Polmak - Grenze Norwegen / Finnland - Nuorgam - Utsjoki - ca. 11 km nach Utsjoki am Fluss Tana
Länge: 104 km (ges. 7169 km)


Das wird wahrscheinlich demnächst so bleiben: Frühstück im Zelt wg. Moskitos. Es ist warm und windstill am Zeltplatz. Mit Moskitoschutzhut, Jacke, langer Hose und Handschuhen abbauen.

Grill- und Saunahütte "Lekestua" (Spielstube)

Ein Blick in gemütliche Innere...

Zum Waschen dann in die Grill- und Saunahütte, bevor es dann mit kurzer Kleidung losgeht. Der kurze Moment zwischen Hütte und Abfahrt hat gereicht um einige Stiche abzuholen - ich bin aber definitiv nicht bereit bei dem warmen Wetter mit langer Kleidung zu fahren!!!

Entlang des Flusses Tana mit all seinen Sandbänken und den daraus resultierenden Farbkombinationen: blauer Himmel, heller Sand, grüner Uferbewuchs und Fels mit Schneeflecken im Hintergrund. In Tana bru wird noch eingekauft, da lt. Laila in Finnland am Mittsommer-Wochenende nichts offen hat! Die Finnen sollen das von allen skandinavischen Ländern am ausgiebigsten feiern...

 Ich geniesse eine ausgiebige Pause auf einem Rastplatz. Der Lachs, den Kjell mir gestern mitgegeben hat, schmeckt super! Dünn geschnitten auf Brot mit "Seter Romme" (Sauerrahm) einfach ein Genuss.



Kurze Zeit später treffe ich auf Paulina aus Finnland, die mit ihrem alten Fahrrad so ganz ohne Gangschaltung und anderem Schnickschnack auf dem Weg durch Lappland nach Kirkenes ist. Selbst die schlichten Ortlieb-Packtaschen passen nicht so recht zu dem Eindruck, den Fahrrad, Fahrradkorb vorne und der schwarze Müllsack am Gepäckträger vermitteln.


Paulina auf dem Weg nach Kirkenes


Und schon habe ich die Grenze auch überfahren. In Nuorgam, dem nördlichsten Ort in der EU, werden meine verbliebenen norwegischen Kronen in einem Cafe für Kuchen & Tee ausgegeben.






Auf der Straße ist wenig Verkehr. Viele Angler stehen im Fluss oder sind mit Booten auf diesem unterwegs. Am Ufer wechseln sich Sand- und Kiesbänke ab, während am Himmel weiße Wolken im Sonnenlicht vor blauem Hintergrund vorüberziehen. Weiterhin umrahmt von einer grünen Natur mit Felsen im Hintergrund.Auf der Straße ist wenig Verkehr. Viele Angler stehen im Fluss oder sind mit Booten auf diesem unterwegs. Am Ufer wechseln sich Sand- und Kiesbänke ab, während am Himmel weiße Wolken im Sonnenlicht vor blauem Hintergrund vorüberziehen. Weiterhin umrahmt von einer grünen Natur mit Felsen im Hintergrund.






In Utsjoki führt mich mein erster Weg zur Touri-Info. Ich benötige eine Karte für Finnland und da die Moskitos im windgeschützten Bereich äußerst lästig werden, nehme ich auch gleich einen ortsüblichen Moskitoschutz mit. 
Eine der seltenen Brücken über den Grenzfluss (hier: Utsjoki)
 Noch ca. 10 km entlang des Flusses Richtung Süden. Wann kommen die schönen Zeltplätze, von denen Paulina und die Frau in der Touristen-Information gesprochen haben? Ich lasse 3-4 Mal mein Fahrrad an der Straße stehen und gehe zu Fuß zum Ufer hinunter, um mögliche Lagerplätze zu prüfen - nicht zufrieden. Ich entdecke einen Stichweg - der Platz ist gut, es ist etwas freier in der Umgebung, so dass ein wenig Wind die Moskitos nicht ganz so lästig werden lässt. Ich höre Stimmen im Hintergrund und gehe gleich mal zu den zwei Hütten, die nicht weit entfernt stehen, um zu fragen, ob ich auf dem ausgesuchten Platz willkommen bin. Die Hütten sind nur gemietet, ein kurzer Anruf beim Besitzer und ich habe das OK für den Zeltplatz... Wenn ich mag, kann ich später gern auch noch die Sauna nutzen....




Während also die Hüttenbewohner ihr Mittsommerfest mit einem Besuch in der Sauna beginnen, koche ich mir mein Abendessen (Polenta mit einer Soße aus Trocken-Rentierfleisch und Zwiebeln, im Anschluss ein mit Sauerrahm abgerundetes Schokomousse). Die Sauna ist  frei!
Noch schnell den Abwasch erledigen und für die Nacht alles wegräumen...
Ardo erklärt mir "saunen" in Finnland. "When you go to the sauna":
- Sauna nicht zu heiß auf 60-70° einstellen
- Birkenreisig einweichen
- das Einweichwasser zum Aufgießen verwenden (gibt wunderbar natürlichen Duft)
- vorsichtig Aufgießen, schließlich sollte man Gelegenheit zum Unterhalten haben...
- ggf. zwischendurch abkühlen
- Haut mit Birkenreisigbündel abklopfen (kräftig schlagen!) und so aktivieren
- Zeit und Ruhe mitbringen, so ein Saunadurchgang braucht vor allem viel Zeit (in meinem Fall: 2 Stunden!)

Und so beende ich meinen Saunabesuch um Mitternacht an Mittsommer in Finnland. Vollkommen entspannt zurück zum Zelt und hineinsinken in wohligen Schlaf...



Tag 74

Samstag, 22.06.2013


Strecke: ca. 11 km nach Utsjoki am Fluss Tana - Karigasniemi - Wanderparkplatz Kevon Nationalpark
Länge: 104 km (ges. 7273 km)


Gut erholt wache ich auf und frühstücke mal wieder - moskitobedingt - im Zelt. Ich verabschiede mich nach dem Packen noch von Ardo und seiner Familie, bevor ich mich aufs Radl´ schwinge und den weiteren Weg in Richtung Süden in Angriff nehme. In der ersten halben Stunde kann sich der Wind noch nicht entscheiden, dann folgen 94 km böiger, starker Gegenwind entlang des Tana Flusses. Die hohen Berge der norwegischen Finnmark tauchen auf der anderen Seite des Grenzflusses auf. Dazu kommen die bekannten Wolkenspiele mit wunderbaren Stimmungsbildern mit den Sandbänken im Fluss in Begleitung von Birkenwäldern am Ufer. Weiterhin viele Angler im und auf dem Fluss und die Straße in ständigem Auf und Ab. 




Der Vorteil vom starken Wind: Ein Rastplatz ist immer schnell gefunden, um moskitofrei die Aussicht über den Fluss in den Pausen genießen zu können.


an den Bäumen im Hintergrund lässt sich ein wenig
vom Wind erahnen, der mir heute entgegensteht...



Nach Karigasniemi ändert sich meine Fahrtrichtung und der Wind kommt nur noch schräg von vorn. Dafür geht es in Stufen mit Steigungen von bis zu 10% immer weiter hinauf. Kurze Gefälleabschnitte lassen die Fahrt unrhythmisch und nach der langen Gegenwindstrecke heute auch anstrengend werden! Rechts und Links der Straße: Wald und Feuchtgebiete, oft mit einem Rentierzaun zumindest an einer Straßenseite.




Die erste Zeltgelegenheit ist auch gleich mein Tagesziel. Der Wanderparkplatz vom Kevon Nationalpark - es beginnt leicht zu regnen! War zu erwarten, schließlich sind die Wolkenbänder immer dichter und dunkler geworden. Ich baue auf und der nächste Radler kommt hinzu. Philipp aus der Schweiz ist bereits zum 5. Mal mit seinem Radl´ in Norwegen unterwegs. Mit dem Flugzeug in den Norden - Radltour - und, ggf. von einem anderen Flughafen, mit dem Flieger wieder zurück. Da mit dem Regen der Wind aufgehört hat, inzwischen sind es nur noch kurze leichte Schauer, sind die Moskitos unerträglich geworden. Jeder kocht und isst im eigenen Zelt und wir unterhalten uns nur (dann durch die Zeltwand...), wenn sich einer von uns hinauswagt, um notwendiges zu erledigen (Abwasch, etc.).




Gute Nacht!


Tag 75

Sonntag, 23.06.2013


Strecke: Parkplatz / Kevon Nationalpark - Kaamanen - Inari - Platz am See ca. 25 km vor Ivalo
Länge: 103 km (ges. 7376 km)


Früh munter, gefrühstückt & alles verpackt. Der Regen von gestern Abend ist vorbei. Ich fülle ein wenig mein Tagebuch, mit dem ich einige Tage in Rückstand bin... bis Philipp auch soweit ist, so dass wir gemeinsam den Rundwanderweg erkunden können, der an der größten Quelle Finnlands vorbeiführt. Da die Quelle auch im Winter nicht zufriert, gilt der Platz dem Samenvolk als heilig und sollte mit entsprechendem Respekt behandelt werden. Philipp startet sonst erst später in den Tag und fährt am Abend entsprechend länger (bis zu 180 km!). Der Quellsee ist unspektakulär, wenn man wie wir die Quellen in den Alpen kennt. Der Rundweg mit für uns nicht verständlichen Texten auf den Informationstafeln kommt uns länger vor als die angekündigten 2 km...





Auch diese 2 km sind einmal zu Ende und wir füllen vor der individuellen Weiterfahrt noch die Trinkflaschen mit dem guten Quellwasser, das direkt am Lagerplatz vorbeifließt.





Der Wind hat über Nacht leicht gedreht und ist tagsüber natürlich wieder da - von vorn! Es geht unrhythmisch auf und ab weiter. Wald und Feuchtgebiete mit Rentierzäunen rechts und links. An "Weideübergängen" wird rechts und links der Straße mit Flatterbändern in Kombination mit Sirenengeheul, das von einem Bewegungsmelder ausgelöst wird, versucht, die Rentiere am Wechsel in benachbarte Reviere zu hindern.





Es ist Zeit für eine Rast. Der Rastplatz ist zwar landschaftlich schön, allerdings liegt dieser windgeschützt im Wald, so dass ich mal wieder mit vollem Moskitoschutz  meine Pause verbringe. Eigentlich viel zu warm! Ablegen der langen Kleidung erst wieder an der Straße - ein paar Stiche gibt es trotzdem - einpacken und schnell wieder fahren! In Irani gilt der erste Blick dem bekannten See, dessen Größe mit seinen ganzen Verwzweigungen und Inseln wahrscheinlich nur aus der Luft realisierbar wird. Ich mache Halt im Besucherzentrum. Souvenirs in Mengen, die ich alle nicht für die nächsten paar tausend Kilometer mitnehmen möchte. Eine Karte aus Lappland muss mal wieder ausreichen. Schon am vorherigen Rastplatz an der Straße hätte es an der Samen-Hütte Souvenirs zu kaufen gegeben... ich hatte mir nur Moskito-Stiche mitgenommen.








Kurz vorm Verlassen von Inari treffe ich auf Park Sang-Hyuk aus Korea. Ein Weltenreisender mit dem Faltrad. Auch er fährt ca. 100 km am Tag. Amerika hat er bereits erradelt, Europa ist jetzt aktuell und anschließend ist Australien geplant, gefolgt von einem zweiten Europaaufenthalt. Er nutzt die Aussensteckdose eines Geschäftes zum Laden seiner elektrischen Geräte. Er benötigt den mobilen Internetzugang, um seiner Arbeit auch unterwegs nachzukommen.





Ich fahre noch ein Stück weiter bis zu einem unbeschilderten Rastplatz. Am See wird das Zelt aufgebaut, Tischgarnitur wird dankend zum Kochen und Essen angenommen. Leider hat irgendwer an diesem schönen Platz Fisch- und Teigreste im See entsorgt - gut, dass ich unterwegs genug Trinkwasser von einem Fluss mitgenommen habe! Zum Abwasch muss das Seewasser reichen, trinken + baden - nein Danke!

Aussicht geniessen.
Schlafen.




Tag 76

Montag, 24.06.2013


Strecke: Rastplatz am See - Ivalo
Länge: 38 km (ges. 7414 km)



Ich lass es langsam angehen - ist ja nicht weit bis zu meinem heutigen Ziel Ivalo (ca. 25 km). Auf der kurzen Strecke kommen mir heute einige Radwanderer entgegen. Unter anderem Stefan aus Leibzig, der ueber die baltischen Länder gefahren ist. Wir unterhalten uns kurz, bevor jeder fuer sich wieder auf seiner Route weiterfährt.





Kurze Zeit später erreiche ich Ivalo:
Ein Besuch in der Touristeninformation, gefolgt von einer kurzen Rundfahrt durch den Ort. Die Bibliothek wird ausfindig gemacht und ich finde eine sehr gut fuer meine Beduerfnisse (schnelles Internet, PC´s mit Kartenleser, verschiedene Browser installiert, ...) abgestimmte Bedingungen vor. Zuerst allerdings mal ab zum Mittagessen. Ein guenstiges und gutes Lokal mit Buffet ist schnell entdeckt und ich geniesse: Hähnchenkeulen gegrillt, Gemuesesuppe, Rote-Beete-Frikadellen, Salate, Lomper, uvm. als Hauptspeise. Dessert sowie diverse Getränke sind inklusive... Danach bin ich vollständig gesättigt - nichts geht mehr rein!
Zwischendurch unterhalte ich mich kurz mit Kikka, die Wildnis-Guide ist, aber auf die Reparatur ihres Autos warten muss - und somit auch auf Wildnis-Abenteuer.




Der Nachmittag wird trotz sonnig-heissem Wetter draussen in der Bibliothek verbracht. Paketstatus pruefen, E-Mails checken. Der - unvollständige -  Fotoupload fuer den Blog inkl. Auswahl verbraucht den Grossteil der Zeit bis zum Schliessen der Bibliothek.

Ich kaufe noch kurz ein paar Dinge ein und fahre weiter zum Flussstrand, an dem ich lt. Touristeninformation gut mein Zelt aufbauen kann. Ich bin dort nicht allein und es wird ein interessanter Abend mit Ari, Olga, Anna, Olga, ... Russisch, Finnisch, Englisch werden gemischt. Dazu wird von den Einheimischen einiges an Wein ausgetrunken und ich erfahre einiges aus deren Lebenssituation (Arbeitslosigkeit von Ari, anstehende Scheidung bei Anna, bevorstehende Heirat zwischen Ari und Olge?).






Irgendwann verabschieden wir uns und ich baue - etwas abseits, da Ari mich vor evtl. etwas lauteren nächtlichen Strandbesuchern gewarnt hat - am jetzt leeren Strand mein Zelt auf. Gleich darauf werde ich von Moskitos ueberfallen! Nichts mehr mit einem nächtlichen Bad im Fluss - ab in den Schutz des Zeltes und schlafen.


Tag 77

Dienstag, 25.06.2013


Strecke: Ivalo Strand - Ivalo River Camping
Länge: 4 km (ges. 7418 km)


Eine - wieder mal - mueckenreiche Nacht liegt hinter mir. Am leeren Strand weht jetzt der Wind - keine Muecken. Ab ins Wasser und eine Runde schwimmen zum Wachwerden. Ab 9.00 Uhr (8.00 Uhr MEZ = MEine Zeit!) hat die Buecherei geöffnet und ich bin kurze Zeit später da. Der Blog wird aktualisiert und beim Texten und Einfuegen der Fotos darf ich in schönen Erinnerungen schwelgen. Das Mittagessen kommt heute aus der Fahrradtasche und anschliessend geht es gleich wieder an den Computer, um doch noch ein paar Detailbeschreibungen im Blog fertig zu stellen.




Abendessen in Ivalo, Fahrt zum Campingplatz.
Ueberraschung: Das Paket ist bereits heute angekommen (18:00 Uhr)! Geplant wäre morgen gewesen und ich hatte mich schon darauf eingestellt, den ganzen Tag auf den Paketzusteller warten zu muessen. Erst mal auspacken und Inhalt pruefen. Ein kurzer OK-Anruf nach Deutschland folgt - alles da!
Eigentlich wollte ich mir eine Huette am Campingplatz gönnen, um die gesamte Ausruestung mal wieder so richtig auszubreiten, zu reinigen und ordentlich zu verpacken. Da die Huette allerdings klein (1 Raum, 3 Betten, kaum Platz zum Umdrehen...) und teuer ist, entscheide ich mich fuer den Zeltplatz (9 € statt 40 €, bei gleichen Sanitäreinrichtungen etc.). Leider fehlt am Abend mal wieder der Wind, so dass auch die Moskitos bald zahlreich vertreten sind. So bereite ich den Ölwechsel der Rohloff-Nabe mit Moskitoschutz vor und lasse das alte Öl im Sonnenschein der Nacht ablaufen.






Tag 78

Mittwoch, 26.06.2013


Strecke: Ivalo River Camping - Saarisselkä - Tankavaara - Vuotso - See Porttipahdan tekojärvi
Länge: 88 km (ges. 7506 km)


Es war eine sonnige Nacht und auch am Morgen ist es noch windstill. Fruehstueck, Dusche, Wäsche waschen... alles im Kampf gegen die Moskitos, die einfach ueberall sind. Wo bleibt der tägliche Wind, der jetzt meine Wäsche, die an der Leine hängt, trocknen soll? Jetzt steht erst mal Fahrradpflege am Programm: Reinigung, sämtliche Schraubverbindungen kontrollieren und Speichenspannung pruefen (2 vorne sind etwas locker). Es leuchtet wieder in der Sonne - speziell die zuvor von Bremsstaub nutzlos gewordenen Reflektoren an Mantel und Speichen. Die Getriebenabe hat frisches Öl und die Kette wurde etwas nachgespannt. Probefahrt: So mag ich mein Fahrrad!!




Die Wäsche hat es bis Mittag noch immer nicht geschafft, vollständig zu trocknen... Erst mal ein Imbiss am Campingplatz. Es gibt Chicken Wings, feurige Sauce, Pommes, Zwiebelringe fritiert, Käsesauce (Edelschimmel, sehr intensiv...). Jetzt ist zwar die Wäsche fertig, aber beim Einpacken stelle ich fest, dass ich die Reparatur der Ortlieb-Taschen vergessen habe. Das Gurtband ist sogar angenehmer als das bisherige!  Um 14:00 Uhr ist dann endlich alles fertig und es geht los.





Der Wind hat zugelegt und weht weit etlichen Tagen erstmals wieder von hinten. Ein kurzer Einkauf in Sariselkä (teurer Jughurt fuers Muesli am Morgen) und weiter im Sonnenschein mit Wind im Ruecken - es läuft super! Das Getriebe lässt sich wieder einwandfrei schalten und auch alles andere läuft wieder geräuschlos rund! An einer Bruecke möchte ich dann ein paar Rentiere fotografieren... was machen die: da kommt eine ganze Herde aus dem Gebuesch und schwimmt sauber geordnet durch den Fluss! 


Rentiere kurz vor der Flussdurchquerung (das nächste Bild wird nachgereicht...)

Weiter gehts es am Goldgebiet von Tankavaara vorbei und schon um 18:30 Uhr finde ich einen Platz am See. Es folgt der 1. Test der Mueckenspirale: Anzuenden und warten, dass die Moskitos verschwinden! Es scheint zu wirken, allerdings sinds heute auch nicht allzu viele (Wind...). Gut, dass ich meine Trinkflaschen am Fluss aufgefuellt habe. Am See schäumt das Wasser doch ziemlich. So kann ich in Ruhe kochen, Essen, Tagebuch schreiben und den Abend ausklingen lassen. Herrlich






Tag 79

Donnerstag, 27.06.2013


Strecke: See Porttipahdan tekojärvi - entlang der E75 - Sodankylä - Raudanjoki - Kirche (in der Nähe vom Berg Jouttiselkä)
Länge: 153km (ges. 7659 km)

Weniger Wind - mehr Moskitos. Warum bin ich nur mit meinem Tagebuch so weit hinten nach... Die Zeit nach dem Nordkap hat jeglichen Rythmus durcheinander gebracht. Also nachholen, bis die Moskitos zu lästig werden. Das war nicht viel - trotzdem los. Ich nutze noch kurz das WC (Plumpsklo) am fuer Lappland typischen Rastplatz-Souvenier-Cafe (das wahrscheinlich beste Plumpsklo der Tour!), bevor ich wieder auf die Hauptstrasse treffe, die ich gestern Abend zur Zeltplatzauswahl verlassen habe. Mittlerweile weht auch wieder der Wind - der schiebt mich heute den ganzen Tag. Wälder, Feuchtgebiete, Seen und Fluesse mit gewohnt dunklem Moorwasser wechseln sich ab. 




Hin und wieder ein Rentier auf der Strasse. Immer weiter entlang der E75 - die LKW und Autos ueberholen hier viel riskanter als in Norwegen... Lastzuege mit Holz auf dem Weg nach Sueden. Zumeist fahre ich ausserhalb der Fahrbahnmarkierung und lasse den Fahrzeugen soviel Platz wie möglich. Wie erkenne ich Orte: Ortsschild und Fahrradweg - die Häuser stehen oft nur versteckt im Wald abseits der Strasse.


Pause in Finnland
Kurz vor Sodankylä schliesse ich zu Frank und Anette auf und wir fahren gemeinsam in die STadt. Touri-Info: Routencheck: Suedschweden/Bullaresjön scheint nicht mehr möglich zu sein (2.000 km bis 16.07...?), das Wetter soll heute schlecht, dann besser werden, der Wind wieder auf Sued drehen... Einkaufen, Pause machen und beim Auffuellen vom Wasser wieder auf Frank und Anette treffen (wir hatten uns an der Touri-Info bereits verabschiedet). Die nächsten ca. 10 km fahren wir gemeinsam, dann biegen die beiden auf eine Nebenstrasse auf die Radroute gen Osten ab.



Ich habe mich Ausnahmsweise gegen die Radroute und fuer die direkte Verbindung auf der E75 nach Rovaniemi entschieden. Ich möchte sobald wie möglich an die Kueste, um den Moskitos in Finnland zu entkommen. Zweimal habe ich heute die Regengarnitur angezogen, aus dem Regen ist nie viel geworden und bei den sommerlich heissen Temperaturen komme ich nur ins Schwitzen. 


Lachskuchen, mmh...

Rastplatz mit Souveniershop




Auf der Karte habe ich mir mögliche Gebiete zum Uebernachten rausgesucht. Hat gut ausgesehen, aber am Fluss ist alles dicht bewachsen und die wenigen Abstecher von der Strasse bringen mir keinen Zeltplatz - nur etliche Moskitostiche. An einer Kirhe werde ich fuendig: Lichter Nordwald mit Nadelbäumen, Moosen und Flechten. 





Wasser gibt es an der Kirche, die leider versperrt ist, sonst hätte ich auch noch ein WC zur Verfuegung gehabt. Leider kein Wind und jede Menge Moskitos... Mit voller Bekleidung (inkl. Moskitohut und Handschuhe) wird das Tarp aufgebaut. Die Moskitospirale brennt und schafft Linderung unterm Tarp - die Moskitos sind einfach unerträglich. Der Hintern ist vom Toilettengang zerstochen und nach jeder Rueckkehr unters Tarp (vom Wasserholen, Abwasch, etc.) dauert es eine Zeitlang, bis die mitgebrachten Moskitos sich vom Rauch vertreiben lassen. Das geht an die Psyche! Im Zelt dann ein wenig im Tagebuch schreiben - ausserhalb das Gesurre der Moskitos. Einschlafen.

Nachts um 3: ein Motorradfahrer macht Halt am Friedhof...



Tag 80

Freitag, 28.06.2013


Strecke: Kirche (in der Nähe vom Berg Jouttiselkä) - Vikajärvi - Santa Park / Polarkreis - Rovaniemi - Muurola - Jaatila - Ranta
Länge: 100 km (ges. 7759 km)

Der Tag beginnt trueb und mit reichlich Moskito... die rauben mir noch den letzten Nerv! Im Zelt fruehstuecken, lange Sachen an und packen. Kurz vor der Abfahrt am Parkplatz der Kirche dann die Handschuhe und Jacke weg, ein paar Stiche und los. Schlecht geschlafen...

Auf die E75: Je weiter im Sueden, desto öfter Nutzwald und ein wenig Landwirtschaft erkennbar. Ca. 20 km vor Rovaniemi wird der Verkehr auf der Strasse dann deutlich mehr und unangenehmer. 


E75

Entwässerung der Flächen ähnlich wie in Ostfriesland
Dann erreiche ich den Polarkreis (... den ich in Norwegen mit der Fähre ganz unspektakulär ueberschritten habe): Wuerstchen, Brot und Apfelschorle von einem deutschen Busfahrer. Alle wollen Infos - bis der Bus weiterfährt habe ich viele Fragen beantwortet, bin fotografiert worden und meine Visitenkarte ist rundgegangen (hab´ nur eine rausgerueckt!). Der Polarkreis ist hier mit Säulen und einer Bodenmarkierung deutlich kenntlich gemacht. Rundherum wird die ganze Zeit Weichnachtsmusik gespielt - schliesslich ist hier der Weihnachtsmann zuhause! Den Weihnachtsmann und seine Wichtel besuche ich dann auch. Der Besuch ist gratis - fotografieren verboten und das vom Fotowichtel gemachte Foto von mir mit dem Weihnachtsmann soll dann 30 € kosten... Ich fahre weiter - das Foto soll ins Album vom Weihnachtsmann.



... und da "wohnt" der Weihnachtsmann...



Wie so ein Besuch beim Weihnachtsmann abläuft, ist live im Internet verfolgbar: http://www.santaclausvillage.info/santa-claus/santas-office/





Ab jetzt geht es am Radweg weiter! 6 km bis Rovaniemi. Einkaufen bei Lidl (inkl. warmes Reisgebäck und Croissant) und die weitere Route am GPS kontrollieren. Markierungen sind selten - meine Richtung passt. Immer in der Nähe der E75 auf Radweg oder Nebenstrassen. Regenzeug an - es nieselt wieder mal etwas stärker. In Muurola nutze ich eine Regenpause fuer eine ausgiebige Rast. Weiter geht es dann am Fluss Kemijoki. So richtig ist kein schöner Platz fuer die Uebernachtung zu finden: Privat, verwuchert, moskitoverseucht,...

Ich versuche einen Abstecher nach Ranta: 1. Haus - fragen hilft! Kari versteht mich zwar kaum, aber kurz später habe ich eine eigenes Zimmer im Nebengebäude! Ein Traum! Mokitofrei schlafen - das Doppelbett hat ein extra Mokitonetz! Nach der Dusche im Haupthaus koche ich vor der Tuere und geniesse das Essen bei jetzt wieder sonnigem Wetter. Den gemuetlichen Platz im Schaukelstuhl nutze ich zum Tagebuch schreiben, bis mir fast die Augen zufallen.


unscheinbar von aussen...

angenehme 18 Grad Celsius innen (Kari zeigt mir extra das Thermometer!)

im Schaukelstuhl den Abend geniessen
Abdunkeln und schlafen.


Tag 81 (Teil 1)

Samstag, 29.06.2013


Strecke: Ranta - Oussauskoski - Tervola - Tossava - Törmä - Keminmaa - Tornio
Länge: 111 km (ges. 7870 km)

11 Std. Schlaf! So ein abgedunkelter, moskitofreier Raum ist schon was feines! 


auch das Wurzelmännchen hat die Nacht genossen (hat aber auch sonst keine Probleme mit Moskitos!)
Draussen scheint die Sonne mit aller Kraft - es ist sommerlich heiss! Drinnen fruehstuecken, packen, verabschieden und los. Zurueck zur E75 und ein Stueck ohne Radweg bis zur Bruecke ueber den Kemijoki - gleichzeitig Stauwerk. Keine Autos mehr. Ein Bluetenmeer am Strassenrand und der Duft von sonnenbeschienenen Kiefernwäldern. Spiegelglatte, dunkle Seen bzw. Flussausläufer. Einzelne Badestellen mit Strand und Umkleide - hier wäre es leicht gewesen einen Platz in der Natur zu finden, doch keiner hätte den Luxus der vergangenen Nacht toppen können.




Grillhuette beim Badeplatz

am Steg lässt sich fast moskitofrei Rast machen ;-)
Die Radroute wechselt wieder auf die westliche Flussseite und ich fahre weiter auf Nebenstrassen Richtung Kemi. Der Priester lässt mich in die - neuere - Kirche. Ein Moment zum Danksagen. Die Kirche ist noch finanziert vom russischen Zaren Alexander I. Der Priester hat ein altes schwedisches Militärfahrrad und wir unterhalten uns noch kurz, nachdem ich die Kirche verlassen habe.



ein unverwuestliches Fahrrad - und voller Stolz der Schluessel zur Kirche
Nachdem mir nun die alte Kirche ein Stueck weiter auf der gegenueber liegenden Strassenseite schon empfohlen wurde, besuche ich auch diese. Ein altes Steingebäude mit einer schönen, gut erhaltenen Holzdecke im Inneren. Zudem ist in der Kirche die Mumie eines Priesters aus der Zeit des 30jährigen Krieges zu sehen, der gesagt haben soll: "Wenn meine Worte nicht der Wahrheit entsprechen, wird mein Körper vergehen.". Die Mumie selbst darf auch ohne Blitz nicht fotografiert werden. 





Das Museumscafe nebenan bietet sich bei den heissen Temperaturen fuer ein Eis an und ich fuelle auch gleich meine Wasservorräte wieder auf, bevor weiter nach Kemi hineinfahre. 



Am Supermarkt treffe ich auf Christian und Frank, die derzeit auf der Strecke Helsinki-Rovaniemi unterwegs sind und das wiederum ein Teil ihres Projektes "Umrundung der Ostsee in mehreren Etappen" ist. Nächstes Jahr ist dann die schwedische Kueste an der Reihe. Die beiden haben am Grenzuebergang nach Schweden vergeblich nach der Grenzmarkierung gesucht und stattdessen als erstes auf der schwedischen Seite IKEA entdeckt. Ich fahre also auch zur "Twin-City" Tornio, die als Grenzstadt mit der schwedischen Stadt Haparanda verbunden ist. Die Schilder auf der Hauptstrasse, die den Grenzuebergang markieren, entdecke ich sofort...


Finnland - Schweden
Ueber die Bruecke ab nach Schweden, den nächsten Teil meiner Radreise!


Ein letzter Blick zurueck nach Finnland